Am Samstag, den 25. Mai lud Ortsheimatpfleger Eberhard Brandhorst zu einem Rundgang durchs Dorf Hahlen ein.
Man traf sich am Dorfgemeinschaftshaus Hahlen, wo über die erste Gaststätte ganz im Osten von Hahlen informiert wurde.
Gaststätte „Zum Kühlen Grunde“
Früher Hahlen Nr. 238, ab 1957 Mindener Str. 9 und seit der Gebietsreform 1973 Königstrasse 245.
Schon 1906 wird der Kleinhändler August Pohlmann erwähnt, der „geistige Getränke“ an die Mitglieder des Schützenvereins „Sichere Hand“ verkaufte. Dieser Schützenverein war der Vorgänger des heutigen Schützenvereins „Auf´s Blatt“ vor dem Ersten Weltkrieg.
Die offizielle Einweihung der Gaststätte fand im Jahr 1911 statt. Schon damals wurden auch Übernachtungsmöglichkeiten angeboten, die von Bauingeneuren und meist italienischen und kroatischen Gastarbeitern genutzt wurden, die beim Bau des Mittellandkanals beschäftigt waren.
Die Gaststätte besteht bis heute und wird seit den 1970er Jahren auch mit Hotel geführt.
Treffpunkt: Dorfgemeinschaftshaus Hahlen
Das Dorfgemeinschaftshaus Hahlen war seit dem 18. Jahrhundert ein kleiner Bauernhof und Wohnhaus der Familie Könemann Nr. 50. Ab ca. 1900 zog die Familie Ittig aus Thüringen dorthin. Ittig betrieb an der Stelle eine kleine Landwirtschaft und als Nebenerwerb einen Zeltverleih für Feiern und Tanzveranstaltungen. Die Firma Ittig vergrößerte sich immer mehr und zog dann nach Minden.
Das Grundstück wurde in den 1980 Jahren von der Stadt Minden erworben, da zu der Zeit hier ein Zubringer zu einer Autobahn von Herford nach Bremen in Planung war. Die Pläne zerschlugen sich aber schnell, so dass der damalige Ortsvorsteher Wilhelm Pohlmann das Haus mit Grundstück als Dorfgemeinschafthaus für Hahlen gewinnen konnte.
Die Einweihung fand im März 1984 statt.
Zuerst betrieb die Stadt Minden das Haus, jetzt hat es der Sportverein TSV Hahlen übernommen und es kann dort für Feiern und Veranstaltungen angemietet werden.
Weiter ging es in Richtung Königstrasse.
Stopp Kreisel Königstrasse/Hahlerstrasse
Früher befand sich um das Dorf herum eine Landwehr aus Wällen und Hecken, die an verschiedenen Punkten Tore und Durchlässe, zum Teil mit Schranken hatten.
Nachts meistens geschlossen, wurden sie tagsüber geöffnet für durchfahrende Pferdefuhrwerke, die hier ein Chausseegeld für die Strassenbenutzung entrichten mussten. An der Stelle der heutigen Firma Bredemeier, Königstrasse 319 befand sich damals das Haus des Betreibers dieser Passagestelle Kruse Nr. 174.
An diesen Passagestellen bot sich eine gute Gelegenheit für Pausen und Erfrischungen, so dass Kruse eine Konzession zum Verkauf von Flaschenbier und anderen Getränken um die Zeit von 1863 und 1868 beantragte. Es wurde ihm nicht erlaubt. Die Gründe sind nicht bekannt.
Nur wenige Schritte weiter Richtung Hahlen erreichte man die nächste Gaststätte.
Stopp Gaststätte Beermann Nr. 133, heute Sport Tex Günter, Königstr. 324
Christian Beermann beantragte hier 1870 eine Konzession für eine Gastwirtschaft an der Stätte Nr. 133, ab 1957 Mindener Str. 74, heute Königstrasse 324 und erhielt sie zusammen mit der Erlaubnis zur Einnahme des Chausseegeldes, dass noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erhoben wurde.
Neben der Gaststätte wurden Fremdenzimmer angeboten und eine öffentliche Waage.
Die Gaststätte Beermann wird bis 1984 in den Adressbüchern geführt.
Kurze Zeit später wurde der nächste Ort des Vortrags an der Königstrasse / Ecke Dornbusch erreicht.
Stopp Gaststätte Funk Nr. 155, heute Königstrasse 328
Nur wenige Häuser weiter befindet sich die ehemalige Gaststätte Funk Nr. 155, heute Königstrasse Nr. 328.
Eine erste Konzession erhielt hier 1858 Johann Heinrich August Schlehäuser. Ein Gastwirt und Bäcker aus Minden, Hahler Str. 55.
Weitere Gaststättenbetreiber waren hier 1910 die Brüder August, Julius und Paul Funk und ab 1965 Heinrich Riechmann genannt „Schneemann“.
Von 1978 bis 1992 hieß die Gaststätte „Dornbuschklause“ mit dem Betreiber Lothar Graf, genannt Bimbo. Lange Zeit war sie Vereinsgaststätte und Anlaufpunkt für die Fussballer des VfB Hahlen. Auch Uwe Seeler ist hier nach einem Einlage-Fussballspiel auf dem Hahler Sportplatz mit seinen Hamburger Mannschaftskollegen eingekehrt.
Von 1993 bis 2018 zog die CVJM-Teestubenarbeit mit einer Jugendkneipe in die Räumlichkeiten.
Stopp Michael Ende Schule
Der nächste Stopp an der neuen Michael Ende Schule und der alten Schule gegenüber an der Königstrasse war ein Beispiel für die vielen Veranstaltungen, die auch außerhalb von Gaststätten stattfanden. Seit den 1860er Jahren wird in Hahlen eine Maifeier veranstaltet. Damals wurde von der Hahler Dorfjugend ein Maibaum in Gestalt eines Ehrenbogens an der Hahler Dorfstrasse aufgebaut. Dieser wurde mit ausgeblasenen Eiern und einem Iltisfell geschmückt. Darunter fand die Tanzveranstaltung mit Handmusik statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die Hahler SPD 1946 die erste Maifeier auf dem Hahler Sportplatz aus. Seit 1954 ist die Gemeinde Hahlen und später die Stadt Minden der Veranstalter.
Am Abend des 30. April eröffnen die Kinder der Grundschule die Maifeier mit Tänzen um den Maibaum. Anschließend findet hinter der Schule ein Zeltfest statt, dass früher weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Am darauffolgenden 1. Mai trafen sich dann Familien und die ältere Dorfbevölkerung zu Kaffee und Kuchen im Zelt.
Stopp Kulturstall der Familie Rohlfing „Krougels“ an der Königstrasse 349
Im umgebauten Kuhstall des Bauernhauses findet jährlich die Geflügelausstellung des Rassegeflügelzuchtvereins Hahlen statt.
Im Jahr 2007 wurde sie genutzt für die Ausstellung des Dorfmalers „Onkel Arie“ Adrianus Zuiderwijk. Der Maler lebte von 1952 bis 1963 in Hahlen und fertigte in dieser Zeit zahlreiche Gemälde von Höfen und Dorfleben an. Fast in jeder Diele eines jeden Bauernhauses in Hahlen hängt noch ein Onkel Arie Bild.
Außerdem fanden im Kulturstall Veranstaltungen des Gemischten Chores Hahlen, Übungsabende der Plattdeutschen Laienbühne, Weinfeste und private Feiern statt.
Gegenüber in der Ausstellungshalle des Autohauses Kleinemeier wurden Veranstaltungen zu Ortsjubiläen abgehalten.
Stopp Altes Gemeindehaus an der Kieselstrasse
Weiter ging es zum alten Gemeindehaus an der Kieselstrasse. Es wurde ab 1925 weitgehend errichtet vom Evangelischen Männer- und Jünglingsverein Hahlen auf einem Grundstück, das von der Hofstelle Frederking 2 gestiftet wurde.
Hier waren der CVJM, die evangelische Frauenhilfe, der Posaunen- und der Trommlerchor ansässig.
1974 wurde das neue Gemeindehaus am Petershäger Weg einweiht und das alte Gemeindehaus ging in Privathand über.
Stopp Hofstelle Frederking 2, heute Hahler Dorfstrasse 13
ein weiteres Beispiel für dörfliche Zusammenkünfte waren die Missionsfeste, die jedes Jahr im Sommer von der evangelischen Kirchengemeinde gefeiert wurden.
Sie fanden meistens in einem Bauerngarten und hier oft bei Frederking 2, aber auch auf anderen Höfen statt.
Um die Bewirtung auf Zeltfesten zu übernehmen, beantragten verschiedene Hahler Einwohner Konzessionen.
Wilhelm Spönemann genannt „Granteers“ Nr. 146, heute Alter Weg 4, hatte in den Jahren 1921 und 1922 die Konzession beantragt für Tanzfeste und Feiern anlässlich des Erntedankfestes und des Hahler Kranzreitens auf der Festwiese am alten Sportplatz am Kanal.
Davor wurden einige Anträge auf Konzessionen für den Ausschank von geistigen Getränken auf Zeltfesten abgelehnt, mit dem Hinweis auf Beschwerden wegen Lärm, groben Unfugs und Schlägereien durch junge Leute.
Vermutlich auch wegen eines Zwischenfalls nach einer Friedensfeier im Jahr 1871, die von der Gemeinde Hahlen abgehalten wurde auf der Hofstelle Reuseners Nr. 5 für die Heimkehrer des Deutsch-Französischen Krieges.
Der Heimkehrer Heinrich Christian Spönemann Nr. 43 aus Hahlen wurde bei anschließenden Streitigkeiten von dem Zigarrenarbeiter Bollmann aus der Hahler Burg unter Alkoholeinfluss getötet.
Dieses Ereignis löste großes Entsetzen aus unter der Hahler Dorfbevölkerung.
Es war ihnen wichtig, auch in der Tageszeitung noch einmal festzustellen, dass die Tat nicht auf der Hahler Friedensfeier passierte.
An diesen Vorfall erinnert auch der historische Grabstein des Spönemann auf dem Hahler Friedhof.
Weiter ging es entlang der Hahler Dorfstrasse.
Hier bei der Hausnummer 40, heute bekannt als Latze Bischoff, gab es in den 1860er Jahren eine Konzession für eine Gaststätte auf der Hofstätte Kreugers Nr. 74.
Sie wurde geführt von dem gebürtigen Hartumer Johann Heinrich Christian Lübking.
Stopp Alte Hahler Dorfschänke „Päschke“
Im Zentrum von Hahlen befinden sich die Kapelle, die alte Dorfschule und die alte Hahler Dorfschänke lange bekannt als „Päschke“ in direkter Nachbarschaft.
Wo sich heute das Restaurant Mamuschka an der Hahler Dorfstrasse 21 befindet, wird als erstes der ehemalige Gerichtsbote Daniel Ludwig Wilhelm Stephan aus Minden 1832 als Schenkwirt und Kaufmann erwähnt.
Danach lebte Heinrich Diederich Könemann auf dieser Stätte Nr. 60. Geboren wurde er auf der Hofstätte 47, heute Schöphörster. Er erhält 1871 nach einigen abgelehnten Versuchen die Konzession für die Schankwirtschaft.
Ab 1910 ist Heinrich Könemann der Gastwirt, bevor 1955 Heinrich Becker, Gastwirt und Bäckermeister, hier einheiratet und die Gaststätte führt.
Im Jahre 1959 zieht Becker an den Petershägerweg, wo die Gaststätte „Zur Quelle“ mit angrenzender Bäckerei eröffnet wird.
Anschließend werden an der Stätte Nr. 60 im Hahler Dorfzentrum eine Frau Elsbeck, Hermann Päschke und Gabi Mehrhoff als Pächter genannt.
In einer echten Dorfkneipe standen damals auch mal vierbeinige Dorfbewohner vor der Theke, wie ein Bericht aus dem MT vom 23.04.1970 belegt.
Der Dorfplatz vor der alten Hahler Dorfkneipe wird regelmäßig auch als Festplatz genutzt.
Hier findet im Dezember der Hahler Weihnachtsmarkt statt und im Juli wird hier beim Hahler Kranzreiten das Hufeschneiden eine Woche vor dem Kranzreiten veranstaltet. Beim Kranzreiten selber treten die Reiter am Vorabend der Veranstaltung ohne Pferd und am Kranzreiter-Sonntag mit Pferd an und starten von hier den Durchmarsch durchs Dorf bis zur Veranstaltungsstätte der Moorarena am Kanal.
Das große Zeltfest zum Kranzreiten fand früher auf der Wiese von Hof Rohlfing, genannt Schemmeckers, statt, bevor es ab 2010 auf die andere Seite des Kirchweges gezogen ist. Am Abend vor den Tanzveranstaltungen nutzen die Volksbank und die Plattdeutsche Laienbühne das Festzelt.
Eine andere große Veranstaltungsstätte war der alte Sportplatz am Kanal hinter den Stätten 22 und 35, heute Drögenstrasse 11 und 13.
Hier wurde von 1920 bis 1964 Handball und Fussball gespielt. Der VfB Hahlen richtete hier mit seiner Fussballmannschaft die Heimspiele aus.
In der Mitte des Bildes der 1. Vorsitzende Gustav Zellmer. Rechts die Hahler Mannschaft, links Preußen Espelkamp.
Als Umkleidekabine dienten Holzaufbauten (hinten links im Bild) und „geduscht“ wurde anschließend im Kanal.
Im Jahre 1964 zog man um hinter die Turnhalle der neu errichteten Grundschule an der Königstrasse, wo der neue Sportplatz eingeweiht wurde.
Noch etwas weiter den Drögen runter befindet sich das 1830 erbaute Backhaus. Hier stellt die Backhausgemeinschaft im Rahmen ihres Sommerfestes Kuchen und Brote her, die vor Ort im geselligen Biergartenambiente verspeist werden oder mit nach Hause genommen werden können.
Hier endete der Vortrag des Ortsheimatpflegers und man hatte viele neue Informationen zu bekannten und vorher unbekannten Orten erhalten.
Quellen: Archiv Mindener Tageblatt, Bestand Ortsheimatpfleger Eberrhard Brandhorst